Landeskirchliches Archiv

Kassel

mehr als 200.000 Dokumente und 1,3 Mio. Digitalisate, 800 n.Chr. - 21. Jahrhundert

Kleines, aber feines Archivteam nach Vakanz komplett

„El ARCHIVO es como un paracaídas, no sivre si no se ABRE“. Wenn es denn stimmt, dass Archive nicht nur unverzichtbar, authentisch, spannend und einzigartig sind, sondern auch wie Fallschirme – also nur „nützlich, wenn sie sich öffnen“, dann ist das Landeskirchliche Archiv Kassel auf einem ordentlichen Weg. Seinen Erschließungs- und Vermittlungsauftrag erfüllt das Archivteam mit großem Engagement und Freude.

Das Archivteam von links nach rechts: Peter Heidtmann-Unglaube, Dr. Bettina Wischhöfer, Thomas Gothe, Helena Neumann, Foto: medio.tv/schauderna.

Essen und Trinken – 12. Tag der Archive im März 2024

Der bundesweite Tag der Archive, initiiert vom Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA), findet in diesem Jahr unter dem Motto „Essen und Trinken“ statt.

Zu jedem zünftigen Richtfest gehört bodenständiges Essen und Trinken. Auf der Baustelle kommen Bauherren, Architekten, Handwerker (Zimmerleute) und Nachbarn zum gemeinsamen Essen zusammen. Der Brauch existiert seit dem 14. Jahrhundert.

Essen und Trinken beim Richtfest des Landeskirchlichen Archivs im Juni 1996 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Fotosammlung, © Heinz Ebrecht).

Das Abendmahl ist in der evangelischen Kirche ein wesentliches Element des Glaubens und des Gottesdienstes.

Anfang des 17. Jahrhunderts wollte Landgraf Moritz von Hessen-Kassel die schon länger reformiert geprägte niederhessische Bevölkerung mit den Lutheranern in Oberhessen zu einem gemeinsamen Bekenntnis vereinen (Zweite Reformation). Zu diesem Zweck reformierte er auch die Feier des Abendmahls, die Kommunion: das gesegnete Brot sollte nun „gebrochen werden“.

Lutheraner hatten die Abendmahlsgaben bisher nicht berührt, um so ihre Ehrfurcht vor einem leiblich gegenwärtigen Christus zu zeigen. Jetzt hörten sie, dass er als Mensch nur geistlich anwesend sei. Deshalb sollten sie den Kelch selbst in die Hand nehmen und bekamen ein Stück normales Brot statt der gewohnten Hostie.

Als das reformierte Bekenntnis in Hessen-Kassel ab 1605 eingeführt wurde, boykottierten viele Lutheraner das Abendmahl in dieser Form:

„1 alb[us] vor brodt der Communicanten, Sindt aber nit erschienen“.
Kastenrechnung Bischhausen 1607 (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Depositum Pfarrarchiv Witzenhausen Nr. 17, CC BY 4.0 DEED).

In den Städten Marburg, Eschwege, Schmalkalden und Hersfeld, in denen sich Bürger weigerten, das Abendmahl zu besuchen, ließ der Landgraf 1608 und 1609 Verhöre durchführen, bei denen die Delinquenten bei Strafandrohung zur Annahme seiner „Verbesserungspunkte“ bewegt werden sollten. Einige Gemeinden verlangten die Rückkehr zum gewohnten Ritus.

Im 20. Jahrhundert schlossen sich an zahlreichen Orten Lutheraner und Reformierte zu jeweils einer Kirchengemeinde zusammen.