Landeskirchliches Archiv

Kassel

mehr als 200.000 Dokumente und 1,3 Mio. Digitalisate, 800 n.Chr. - 21. Jahrhundert

Vorlass des Kirchenmusikers und Komponisten Hans Darmstadt

Das Landeskirchliche Archiv Kassel schätzt sich glücklich, den Vorlass von Hans Darmstadt übernehmen zu können. Ende Mai wurde die erste Lieferung vom Vorlassgeber persönlich übergeben. Sie enthält Manuskript-Partituren, teils veröffentlicht, teils unveröffentlicht. Tonaufnahmen, Programmhefte und Kataloge sowie Korrespondenzmappen werden folgen.  

Darmstadt, 1943 in Halle (Saale) geboren, studierte u.a. an der Kirchenmusikschule und an der Universität Frankfurt / Main. Komposition studierte er bei Konrad Lechner (1965-1969) und Günther Becker (1969-1972). Während seiner Zeit als Kirchenmusiker in Griesheim absolvierte er das A-Examen. Nach seiner Hamburger Zeit wurde er 1994 als Kirchenmusikdirektor an die Kirche St. Martin in Kassel berufen. Die Hauptkirche Kassels und Bischofskirche der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck steht im Zeichen der Neuen Musik. 2006 beendete er dort seine Tätigkeit und wurde zum Abschied mit der Heinrich-Schütz-Medaille ausgezeichnet. Darmstadt lehrte von 1976 bis 2008 Musiktheorie und Komposition an der Musikhochschule Lübeck. 1992 wurde er zum Professor ernannt. Seine Veröffentlichungen als Komponist und Autor sind umfangreich. 

[www.hans-darmstadt.de; Werke von Hans Darmstadt in der Deutschen Nationalbibliothek DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek]

Das Landeskirchliche Archiv wird den Vorlass zeitnah verzeichnen und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen.

Nach der Übergabe und einer Archivführung vor dem Magazingebäude (von links nach rechts): Herr Darmstadt, Archivleiterin Wischhöfer, Frau Darmstadt, stellvertr. Archivleiter Heidtmann-Unglaube (Foto: Funkner, Landeskirchliches Archiv Kassel).

Neuer Flyer „Archive in Nordhessen“

Fünfzehn Archive in Nordhessen haben sich im Vorfeld des Tags der Archive 2022 virtuell zusammengesetzt und einen aktualisierten Flyer erstellt. Er löst den Flyer von 2015 ab und wurde von Michael Gärtner (documenta Archiv) gestaltet.

Der Flyer ist online abrufbar unter https://publicarea.admiralcloud.com/dl/vSdW34UFP4iwxZWzxkDjjM und wird demnächst auch gedruckt in den nordhessischen Archiven erhältlich sein.

Die Doppelseite des Landeskirchlichen Archivs ist im Folgenden abgebildet.

Landeskirchliches Archiv Kassel, Nachlass Friedrich Ernst Hoffmann, Nr. 16, Zennern (vormals gotischer Taufstein, genutzt als Spülstein im Schulhaus) Bleistiftzeichnung 1859; Blick in das Foyer 2020, Foto: medio.tv/schauderna.

Fakten, Geschichten, Kurioses – Zum Tag der Archive März 2022

Alle zwei Jahre wird am bundesweiten Tag der Archive die öffentliche Aufmerksamkeit auf die vielfältigen gesellschaftlichen Funktionen der Archive gelenkt. Dieses Jahr steht der Aktionstag unter dem Motto „Fakten, Geschichten, Kurioses“. Es wurde von den Mitgliedern des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA) ausgewählt.

Das ausgewählte Blatt gehört in die „Sammlung Vasa sacra“ (Inventarverzeichnisse der Jahre 1985 bis 1991). Der Bestand wurde 2000 vom Landeskirchlichen Archiv übernommen und anschließend digitalisiert. 39.500 Fotos inclusive Beschreibungen weisen in der Regel Altargeräte und Ausstattungsgegenstände der Kirchengemeinden und ihrer Kirchen aus. Im vorliegenden Fall hat eine Person von gehörigem Humor einen Korkenzieher nach allen Regeln der Kunst fotografiert und inventarisiert. Dieser soll ganz erstaunliche Eigenschaften haben: eine Spindel aus Gold, einen Griff aus Zedernholz, gefertigt 60 v. Chr., mit einer Inschrift „Made in Taiwan“ und für Linkshänder!

 

Landeskirchliches Archiv Kassel, Digitales Bildarchiv, Sammlung vasa sacra, Curiosa 1988 (Korkenzieher).

 

Phasen der Bestandsaufnahme von Vasa sacra in Kurhessen-Waldeck im 20. Jahrhundert

Qualitätsvolle Vasa sacra sind in den Bänden der „Bau- und Kunstdenkmäler in Hessen“ beschrieben, selten jedoch die gesamten Ausstattungen. In den Kriegsjahren 1943/44 sind vom damaligen Provinzialkonservator Bestandsaufnahmen betrieben worden, die sich vor allem auf Landkreise erstreckten, die noch nicht entsprechend dokumentiert waren. 1968 hat das Landeskirchenamt Kassel Kopien dieser Dokumentation erhalten. Diese wurden Ende 1968 an die jeweiligen Kirchengemeinden zusammen mit einem Fragebogen gesandt, in dem entweder der Bestand zu bestätigen war oder etwaige Verluste einzutragen waren. 1975/76 hat eine Bezirkskonservatorin im Auftrag des Landeskirchenamtes eine Bestandsüberprüfung vorgenommen, die sich auf den Vergleich der Bestandsaufnahme von 1943/44 beschränkte. Ihr Bericht führte die in der Zwischenzeit verlorenen Geräte auf (Angaben aus 8 von 27 Kirchenkreisen mit 272 Gemeinden). Hochgerechnet auf 993 Gemeinden insgesamt liegt der Verlust bei einer Größenordnung von 750 Geräten, davon u. a. 50 vergoldete Kelche, 30 Silber-Kelche und 40 Patenen.

Zwischen 1985 und 1991 fand eine neue Bestandsaufnahme statt. Ursprünglich sollte die gesamte Dokumentation von ein oder zwei pensionierten Architekten der Bauberatung ausgeführt werden. Dann wurde jedoch beschlossen, die Erhebungen durch die Kirchenkreise bzw. die Rentämter zu betreiben. So kam es trotz Koordinationsbemühungen zu Unterschieden in der Durchführung der Dokumentation. Die größten Abweichungen gab es dort, wo die jeweiligen Pfarrämter die Aufstellung vornahmen. Unsicherheiten gab es bei der Materialbestimmung und der Datierung. In diesen Zusammenhang gehört die Inventarisierung des Korkenziehers …

Nachdem 1992 der Kirchenkreis Schmalkalden nachträglich erfasst worden war, kam man auf 8.731 Altargeräte (Abendmahl: Kelch, Kanne, Patene, Taufe: Schale, Kanne, sonstige Hostiendosen). Knapp 50 Prozent stammen aus der Zeit nach Einsetzen der Manufaktur- und Fabrikfertigung (ab Mitte 19. Jahrhundert) und sind im Wesentlichen als Gebrauchsgeschirr anzusehen. Die andere Hälfte ist aufgrund ihres Alters und des verwendeten Materials (Gold, Silber, Zinn, Messing) als kunstgeschichtlich relevant zu betrachten. Da erhebliche Zweifel an der qualitativen Aussagekraft der Erhebung von 1985 bis 1992 bestehen blieben, hat das Landeskirchenamt ab 1993 eine Kunsthistorikerin beauftragt, den Sprengel Hanau (die fünf südlichen Kirchkreise Kurhessen-Waldecks) professionell zu erfassen. Dies ist bis 2004 geschehen. Die übrigen Sprengel werden seither durch einen Kunsthistoriker des Landeskirchenamtes erschlossen, der Vasa sacra und bewegliches kirchliches Kunstgut inventarisiert.

Bettina Wischhöfer