Landeskirchliches Archiv

Kassel

mehr als 200.000 Dokumente und 1,3 Mio. Digitalisate, 800 n.Chr. - 21. Jahrhundert

Archivteam wieder komplett

Wir sind wieder vollzählig und freuen uns, Ihnen behilflich zu sein.

Wir haben die Aufgabe, in Mitverantwortung für das kulturelle Erbe und im Bewusstsein der rechtlichen Bedeutung sowie des wissenschaftlichen, geschichtlichen und künstlerischen Wertes das Archivgut der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zu übernehmen, auf Dauer aufzubewahren, zu sichern, zu erschließen und nutzbar zu machen.

Das Archivteam von links nach rechts: Thomas Gothe, Bettina Wischhöfer, Peter Heidtmann-Unglaube, Bärbel Kiefer, Sabrina Funkner, Foto: medio.tv/schauderna

 

 

Archivkunde für Kunsthistoriker – Kooperation des Landeskirchlichen Archivs mit der Universität Göttingen

Das Landeskirchliche Archiv Kassel ist Schauplatz des praktischen Teils eines Kunstgeschichte-Seminars, das die Kunsthistoriker PD Dr. Arwed Arnulf und Dr. Götz J. Pfeiffer an der Universität Göttingen im Wintersemester 2018/2019 durchführen.

Die Praxis-Übungen im Landeskirchlichen Archiv für 15 Studierende begannen am 2. November 2018 mit der Begrüßung durch die Archivleiterin Dr. Bettina Wischhöfer, sowie einer Einführung in die Bestände des Landeskirchlichen Archivs Kassel und einer Archivführung durch die Archivmitarbeitenden Peter Heidtmann-Unglaube und Thomas Gothe. Danach bearbeitete jeder Studierende individuell zu Kunstwerken oder Gebäuden gehörige Quellen. Der Praxisteil wird am 9. November 2018 im Landeskirchlichen Archiv fortgesetzt.

Schriftliche Quellen sind für Kunsthistoriker an Museum und Universität, in der Denkmalpflege und der Forschung unumgänglich. Bauzeiten und Künstlernamen in mittelalterlichen Urkunden, Lebensdaten und verwandtschaftliche Beziehungen in Kirchenbüchern, Stifternamen und -umstände in Schenkungsverträgen, Bauarbeiten und Gesamtsummen in Rechnungsbüchern – so zahlreich und verschieden die Kunstwerke, so unterschiedlich sind die Quellen und ihre Angaben. Wer diese in den Quellen in Archiven zu finden und auszuwerten versteht, erhält aufschlussreiche Informationen zu Werken, Künstlern und historischem Umfeld.

Kunstgeschichte-Studierende zu Beginn des Praxisteils am 2. November 2018 vor dem Landeskirchlichen Archiv Kassel
(ganz links: Thomas Gothe, hinten links, Peter Heidtmann-Unglaube, vorn links: Bettina Wischhöfer, Foto: Ralf Gerstheimer)

 

Die Hanauer Union 1818

Das Reformationsjubiläum 1817, die „dritte Jubelfeier des Kirchenverbesserung“, war geprägt vom Unionsgedanken. Nach Beschluss von Kurfürst Wilhelm I. waren die hessischen „Consistorien zu Cassel, Marburg, Hanau und Rinteln“ gehalten, mit den Feierlichkeiten „die Hoffnung zur festesten Eintracht in der evangelischen Kirche“ zu begründen.

In der Verordnung zur Vereinigung der beiden Glaubensparteien in Hanau vom 4. Juli 1818 bestätigt Kurfürst Wilhelm I. die von der Synode beschlossene Union. „Zum immerwährenden Gedächtnisse, und zur Erneuerung der Eindrücke“ befiehlt er, den 1. Juni, den Tag, an dem die Synode endete, feierlich zu begehen. Die von der Synode zu Hanau genehmigten Artikel „wegen der Vereinigung der beiden evangelischen Kirchen“ sind anschließend abgedruckt.

Verordnung vom 4ten Juli 1818, die Vereinigung der beiden evangelischen Glaubensparteien betreffend

Die Synode zu Hanau, die 59 reformierte und 22 lutherische Kirchengemeinden repräsentierte und vom 27. Mai bis zum 1. Juni 1818 dauerte, beschloss die Vereinigung zu einer einzigen evangelischen Kirche. Die beiden protestantischen Konsistorien wurden zu einem einzigen verbunden. Die Bezeichnungen lutherisch und reformiert fielen zukünftig weg, Kirchen erhielten neue Namen, oft Namen von Dynasten. So wurde aus der „Hochdeutsch reformierte Kirche“, der Hauptkirche in der Hanauer Altstadt, die „Marienkirche“ nach Maria von Hannover, Landgräfin von Hessen-Kassel (* 1723, + 1772). Die ehemals lutherische Kirche in Hanau erhielt den Namen „Johanneskirche“ nach Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, der einst in dieser Kirche den Grundstein gelegt hatte.

Wurde bei vereinigten evangelischen Gemeinden eine Pfarr- oder Schulstelle überflüssig, sollten die frei werdenden Mittel anderweitig möglichst vor Ort verwendet werden. Einige Kirchen hatten keine Funktion mehr, sie verschwanden.

Abbildung: Lutherische Kirche zu Windecken um 1800

Der Grundstein zur lutherischen Kirche in Windecken wurde 1719 gelegt. Die Einweihung fand 1722 statt. Nach der Kirchenvereinigung erhielt sie den Namen „Reinhardskirche“ (nach ihrem Erbauer, dem Grafen von Hanau Johann Reinhard). Sie wurde nach Konsistorialverfügung vom 10. März 1823 geschlossen und 1833 abgebrochen.

Quelle: Landeskirchliches Archiv Kassel Gb 198, Die Hanauer Union, Festschrift zur Hunderjahrfeier der ev.-unierten Kirchengemeinschaft im Konsistorialbezirk Cassel am 28. Mai 1918, hg. v. Pfarrer Carl Henß, Hanau 1918, S.292 und 532 f.

Bei der Abendmahls-Feier in der vereinten evangelischen Kirche sollte künftig „gewöhnliches Weizenbrod, ohne Sauerteig“ genommen und gebrochen werden.

Das neue gemeinschaftliche evangelische Konsistorium sollte alsbald eine gleichförmige Agende, einen gemeinschaftlichen Katechismus und ein neues Gesangbuch einführen. Dazu kam es jedoch nicht. Man gestand sich zwar gegenseitig die Abendmahlsgemeinschaft zu, konnte sich aber nicht auf einen einheitlichen Katechismus einigen. So wurden Luther-Katechismus und Heidelberger Katechismus in einem Band zusammen gebunden und es war jedem Einzelnen überlassen, an welchen der beiden er sich hielt. Dieses pragmatische Procedere brachte der Hanauer Union den Namen „Buchbinder-Union“ ein.

Bettina Wischhöfer

„… dem christlichen Volke sein ursprüngliches Recht zurückgeben“

Das Landeskirchliche Archiv Kassel beteiligt sich im Rahmen einer nordhessischen Woche der Archive am bundesweiten 9. Tag der Archive des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. Das Motto Demokratie und Bürgerrechte greifen wir in einer kleinen Ausstellung mit Quellen zur Berufung einer Generalsynode 1831 auf. Die Ausstellung ist vom 1. bis zum 29. März 2018 im Foyer des Landeskirchlichen Archivs in der Lessingstraße zu sehen, jeweils dienstags bis donnerstags. Am Donnerstag, den 1. März 2018, finden um 11:00 und um 15:00 Uhr Führungen statt. An diesem Tag gibt es auch einen Sonderverkauf der Schriften und Medien des Archivs.

Petition vom Juni 1831 (Ausschnitt)
Quelle: Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Pfarrarchiv Ebsdorf Nr. 231.

Landeskirchliches Archiv Kassel
Lessingstraße 15 A, 34119 Kassel

Donnerstag, 1. März bis Donnerstag, 29. März 2018 Ausstellung im Foyer „… dem christlichen Volke sein ursprüngliches Recht zurückgeben“ – Quellen zur Berufung einer Generalsynode 1831
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 8.00 bis 16.00 Uhr

Weitere Links:
http://www.archive-nordhessen.de
http://www.tagderarchive.de/teilnehmende-archive.html

 

Mittelalterliche Handschriften und ihr zweites Leben als Einbandfragmente in Kurhessen-Waldeck – ein longue-durée-Projekt des Landeskirchlichen Archivs Kassel

Longue Durée ist ursprünglich ein Fachbegriff der Geschichtswissenschaft (Annales-Schule). Die Bezeichnung wird verwendet zur Beschreibung politischer, gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Strukturen, die sich sehr langsam entwickeln.

Das Fragmente-Projekt kann aus doppelter Hinsicht mit dem Begriff „longue durée“ umschrieben werden. Die ältesten Fragmente des Erschließungs- und Digitalisierungs­projekts des Landeskirchlichen Archivs Kassel stammen aus dem 8. und 9. Jahrhundert. Und unser Projekt selbst begann vor knapp 15 Jahren und konnte Ende 2017 mit der Print- und e-book-Publikation „Einbandfragmente kirchlicher Provenienz aus Kurhessen-Waldeck“ abgeschlossen werden. Dem über 500 Seiten starken Katalog mit Personen- Orts- und Sachregister von Konrad Wiedemann sind ein Vorwort des Bischofs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und eine Projektbeschreibung vorangestellt.

Konrad Wiedemann: Einbandfragmente kirchlicher Provenienz aus Kurhessen-Waldeck. Umschlaggestaltung: Jörg Batschi, Tübingen. Umschlagabbildung: 0025. Fragment GRADUALE (Landeskirchliches Archiv Kassel, Depositum Pfarrarchiv Allendorf, 15. Jh.)

Das Projekt „Digitale Erschließung von Einbandfragmenten in kirchlichen Archiven aus Kurhessen-Waldeck“ startete 2003 mit einer Umfrage des Landeskirchlichen Archivs Kassel in allen Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und anderen kirchlichen Einrichtungen, ob sie im Besitz von Kirchenrechnungen oder Kirchenbüchern mit mittelalterlichen Einbandfragmenten seien.

Am Ende sind es 736 Fragmente geworden, zumeist liturgischer Provenienz, aber auch juristischer oder medizinischer Herkunft, hebräischer oder mittelhochdeutscher, allesamt nach DFG-Richtlinien beschrieben und digitalisiert. Der Katalog bietet die komplette Beschreibungsebene, ergänzend dazu liefern Archivportal-D / Deutsche Digitale Bibliothek eine Abbildung des jeweiligen Fragments. In einigen Fällen konnten nahezu ganze Bände rekonstruiert werden oder die Zusammengehörigkeit mehrerer Einbände.

 

 

 

 

 

 

 

 

Konrad Wiedemann, Einbandfragmente kirchlicher Provenienz aus Kurhessen-Waldeck (Schriften und Medien des Landeskirchlichen Archivs Kassel 37, hg. v. Bettina Wischhöfer), kassel university press 2017.

ISBN 978-3-7376-0396-6 (print)
ISBN 978-3-7376-0397-3 (e-book)
DOI: http://dx.medra.org/10.19211/KUP9783737603973
URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0002-403972

Umschlaggestaltung: Jörg Batschi, Tübingen
Umschlagabbildung: 0025. Fragment GRADUALE (Landeskirchliches Archiv Kassel, Depositum Pfarrarchiv Allendorf, 15. Jh.)

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