Landeskirchliches Archiv

Kassel

mehr als 200.000 Dokumente und 1,3 Mio. Digitalisate, 800 n.Chr. - 21. Jahrhundert

Archivprojekt Digitalisierung Baupläne

Im Landeskirchlichen Archiv lagern Baupläne von rund 1.000 Gebäuden (Kirchen, Pfarrhäuser, Gemeindehäuser, Kindergärten, Jugendheime). Wenn wir bei jedem Objekt von 50 Bauplänen ausgehen, von Kleinformaten bis zu DIN A0, kommen wir auf 50.000 Pläne, die in Einzelblattverzeichnung für die Digitalisierung vorzubereiten sind.

Ende 2022 konnten zur Vorbereitung des Projekts, das uns voraussichtlich die kommenden Jahrzehnte beschäftigen wird, zusätzliche DIN A0 Plan-Schränke angeschafft. 2023 haben Peter Heidtmann-Unglaube und Thomas Gothe probeweise rund 900 Baupläne verzeichnet und mit einem sprechenden Dateinamen versehen. Anschließend wurden die Pläne in das Digitalisierungszentrum des LVR gebracht (Abtei Pulheim). Von 2010 bis 2020 wurden dort bereits die Kirchenbücher der Landeskirche digitalisiert.    

Sachbearbeiterin Helena Neumann bereitet Baupläne für die Digitalisierung vor (Foto: Wischhöfer)

Seit Oktober 2023 bereitet Helena Neumann die Baupläne für die Digitalisierung in größerem Umfang vor. Dabei können kleinere Formate bis DIN A3 bei uns im Archiv selbst mit dem Bookeye Scanner, der von der Landeskirchlichen Bibliothek übernommen werden konnte, digitalisiert werden. Die größeren Formate bis DIN A0 werden in Portionen von je 2.000 Plänen in das Digitalisierungszentrum transportiert (ein- bis zweimal pro Jahr).

Anders als die digitalisierten Kirchenbücher, die weitgehend im Kirchenbuchportal www.archion.de für jedermann einsehbar sind, werden die digitalisierten Baupläne intern von großem Nutzen sein.    

Kleines, aber feines Archivteam nach Vakanz komplett

„El ARCHIVO es como un paracaídas, no sivre si no se ABRE“. Wenn es denn stimmt, dass Archive nicht nur unverzichtbar, authentisch, spannend und einzigartig sind, sondern auch wie Fallschirme – also nur „nützlich, wenn sie sich öffnen“, dann ist das Landeskirchliche Archiv Kassel auf einem ordentlichen Weg. Seinen Erschließungs- und Vermittlungsauftrag erfüllt das Archivteam mit großem Engagement und Freude.

Das Archivteam von links nach rechts: Peter Heidtmann-Unglaube, Dr. Bettina Wischhöfer, Thomas Gothe, Helena Neumann, Foto: medio.tv/schauderna.

Essen und Trinken – 12. Tag der Archive im März 2024

Der bundesweite Tag der Archive, initiiert vom Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA), findet in diesem Jahr unter dem Motto „Essen und Trinken“ statt.

Zu jedem zünftigen Richtfest gehört bodenständiges Essen und Trinken. Auf der Baustelle kommen Bauherren, Architekten, Handwerker (Zimmerleute) und Nachbarn zum gemeinsamen Essen zusammen. Der Brauch existiert seit dem 14. Jahrhundert.

Essen und Trinken beim Richtfest des Landeskirchlichen Archivs im Juni 1996 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Fotosammlung, © Heinz Ebrecht).

Das Abendmahl ist in der evangelischen Kirche ein wesentliches Element des Glaubens und des Gottesdienstes.

Anfang des 17. Jahrhunderts wollte Landgraf Moritz von Hessen-Kassel die schon länger reformiert geprägte niederhessische Bevölkerung mit den Lutheranern in Oberhessen zu einem gemeinsamen Bekenntnis vereinen (Zweite Reformation). Zu diesem Zweck reformierte er auch die Feier des Abendmahls, die Kommunion: das gesegnete Brot sollte nun „gebrochen werden“.

Lutheraner hatten die Abendmahlsgaben bisher nicht berührt, um so ihre Ehrfurcht vor einem leiblich gegenwärtigen Christus zu zeigen. Jetzt hörten sie, dass er als Mensch nur geistlich anwesend sei. Deshalb sollten sie den Kelch selbst in die Hand nehmen und bekamen ein Stück normales Brot statt der gewohnten Hostie.

Als das reformierte Bekenntnis in Hessen-Kassel ab 1605 eingeführt wurde, boykottierten viele Lutheraner das Abendmahl in dieser Form:

„1 alb[us] vor brodt der Communicanten, Sindt aber nit erschienen“.
Kastenrechnung Bischhausen 1607 (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Depositum Pfarrarchiv Witzenhausen Nr. 17, CC BY 4.0 DEED).

In den Städten Marburg, Eschwege, Schmalkalden und Hersfeld, in denen sich Bürger weigerten, das Abendmahl zu besuchen, ließ der Landgraf 1608 und 1609 Verhöre durchführen, bei denen die Delinquenten bei Strafandrohung zur Annahme seiner „Verbesserungspunkte“ bewegt werden sollten. Einige Gemeinden verlangten die Rückkehr zum gewohnten Ritus.

Im 20. Jahrhundert schlossen sich an zahlreichen Orten Lutheraner und Reformierte zu jeweils einer Kirchengemeinde zusammen.